Zum Hauptinhalt springen Zur Fußzeile springen
Starkregen: Stadt sensibilisiert für ausreichende Vorsorge  | © ERICK-B-506
Aktuelles – 02.07.2025

Starkregen: Stadt sensibilisiert für ausreichende Vorsorge 

Hinweise zum Schutz von Häusern und Grundstücken
Folgen Sie uns auf
#badhomburg

Bad Homburg v. d. Höhe. Auch wenn momentan keine Wolke den Himmel trübt, bleibt das Thema Starkregen hochaktuell. Gerade in den Sommermonaten kann es zu heftigen Regenfällen mit großen Niederschlagsmengen kommen.

 

Spätestens seit den Ereignissen im Ahrtal ist das Thema Starkregen in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Das eigene Risiko wird jedoch bisweilen von vielen unterschätzt. In Bad Homburg zeigte sich Anfang Mai vergangenen Jahres, wie schnell Starkregen zu Hochwasser führt und zu einer Gefahr werden kann. Sowohl der Heuchelbach als auch der Kirdorfer Bach traten streckenweise über die Ufer, das Wasser drang oberflächlich in manche Häuser ein und Keller liefen voll. Am Hindenburgring bildeten sich kleine Seen, die Verkehrsinfrastruktur wurde stark beeinträchtigt. In der Altstadt sammelte sich oberflächlich abfließendes Wasser, da das Kanalsystem nicht auf Sturzfluten mit großen Wassermengen in so kurzer Zeit ausgelegt ist.

 

„Die Erinnerung an das Starkregenereignis im Mai 2024 und dessen Folgen sind noch immer sehr präsent – und auch in diesem Jahr gab es bereits Tage mit erheblichen Niederschlagsmengen“, sagt Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak. Die Sommer sind immer mehr von wechselnden Extremwetterlagen geprägt – starke Hitze, Gewitter und hohe Niederschläge. „Neben dem, was wir als Stadt in Bezug auf Starkregen tun können, ist es wichtig, dass jeder auch individuell sein Haus und Grundstück auf ausreichenden Schutz überprüft.“ Die Stadt bittet die Bürgerinnen und Bürger daher inständig darum, auch selbst Vorsorge zu treffen.

 

Betroffenheit prüfen 

Leider zeigen die jüngsten Ereignisse und klimatischen Veränderungen, dass künftig mit einer höheren Intensität der Starkregenereignisse gerechnet werden muss. Wie also kann das eigene Risiko ermittelt werden? Zum einen können Recherchen über vergangene Starkregenereignisse in der Umgebung sowie Erfahrungswerte der älteren Generationen oder Nachbarn hilfreich sein.

 

Zum anderen stellt die Stadt Bad Homburg detaillierte Starkregengefahrenkarten unter www.193.109.132.10/starkregen  bereit, die drei simulierte Regenszenarien (47,5mm in einer Stunde, 80mm in einer Stunde und 260mm in drei Stunden) und die dazugehörigen Überflutungshöhen abbilden. Diese Karten bieten eine erste Orientierung. Hier lässt sich überprüfen, ob das eigene Grundstück in einem durch Starkregen betroffenen Gebiet liegt.

 

Maßnahmen ergreifen

Liegt das eigene Grundstück ungünstig oder gab es bereits Überflutungen, sind private Vorsorgemaßnahmen nicht nur empfehlenswert, das Wasserhaushaltsgesetz des Bundes in seiner Fassung von 2009 verpflichtet alle Personen, die von Hochwasser betroffen sein können, geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen.

 

„Jedes Grundstück und die Gegebenheiten vor Ort sind individuell. Es existiert somit nicht die eine, allgemeingültige Schutzstrategie, vielmehr kann eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen sinnvoll sein“, sagt Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak. Möglichkeiten gibt es viele, so lässt sich zwischen mobilen und spontanen Maßnahmen zum Hochwasserschutz, baulichen Veränderungen und festen Installationen sowie „weichen“ Schutzmaßnahmen abwägen.

 

·       Sandsäcke sind das bekannteste und ein unverzichtbares Element des mobilen Hochwasserschutzes. Damit lassen sich kleine und neuralgische Punkte auf dem eigenen Grundstück temporär sichern (zum Beispiel tieferliegende Garageneinfahrten oder Fenster). Sandsäcke können relativ einfach gelagert und bei Sandsackfüllaktionen befüllt werden. Ansprechpartner hierbei ist die lokale Feuerwehr.

·       Abschottungen lassen sich in Form von Aluminiumbarrieren erwerben und zum Beispiel in Türrahmen installieren, um Wasser vor Räumen oder auf dem Grundstück zurückzuhalten. Diese Barrieren sind teilmobil und können im Bedarfsfall schnell in dafür vorgesehene, fest installierte Schienen eingesetzt werden.

·       Pumpen im Keller helfen, bereits eingedrungenes Wasser schnell zu entfernen. Leider sind die Vorwarnzeiten bei Starkregenereignissen häufig relativ kurz, weshalb nur bedingt rechtzeitig reagiert werden kann. Sollte bereits Wasser eingedrungen sein, lassen sich die Schäden durch effektives Abpumpen mindern.

·       Rückstausicherungen versiegeln im Bedarfsfall automatisch den Kanal unter dem Haus, damit bei starkem Regen und überlaufenden Kanälen kein Wasser aus der Abflussleitung zurück ins Haus gedrückt wird. Meist betrifft das die Kellerräume. Eine Rückstausperre ist eine relativ einfache, bauliche und fest installierte Maßnahme, die auch bei geringeren Regenereignissen eine hohe Effektivität besitzt.

·     Wand- und Bodenversiegelungen mit Estrich oder Fliesen sind permanente bauliche Maßnahmen, die zum Beispiel Kellerräume in wasserdichte Räume verwandeln. Vorhandenes Wasser dringt somit nicht in das umliegende Mauerwerk ein und macht im Nachgang keine aufwändige Trocknung erforderlich. Besonders bei Neubauvorhaben in von Starkregen überflutungsgefährdeten Gebieten sollten wasserdichte Elemente wie weiße Wannen für das gesamte Kellergeschoss oder Raumversiegelungen in Betracht gezogen werden.

·        Warn-Apps wie z.B. KATWARN oder Nina (Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes) oder Apps des Deutschen Wetterdienstes helfen, die bereits erwähnte Vorwarn- und Reaktionszeit zu erhöhen und können somit insbesondere bei schnell auftretenden Regenereignissen einen großen Unterschied in Bezug auf die zu erwartenden Schäden bewirken.

·        „Weiche“ Vorsorgemaßnahmen wie die angepasste Nutzung der Kellerräume oder überflutungsgefährdeter Bereiche werden zum Teil stark unterschätzt, da nicht nur monetäre, sondern auch persönlich emotionale Verluste vermieden werden können. Dokumente, Fotos, Festplatten und Elektronik sowie Tierkäfige sollten sich außerhalb der Überflutungshöhe befinden. Auch das Lagern von Lacken, Ölen oder sonstigen Chemikalien außerhalb des überfluteten Bereiches ist zu empfehlen, um Kontaminationen des Wassers und damit eine erschwerte Reinigung zu vermeiden.

·       Eine Elementarschadenversicherung gehört zu guter Letzt, falls der Abschluss in überflutungsgefährdeten Gebieten nachträglich möglich ist, neben der Hausratversicherung zu den sinnvollen Ergänzungen im Bereich der Resilienz und Schadensbewältigung. Die Elementarschadenversicherung deckt alle Schäden durch Hochwasser ab, bei denen das Wasser nicht von unten, sondern oberirdisch eingedrungen ist und Teilsanierungen aufgrund beispielsweise feuchter Kellerräume notwendig werden.

 

Um verschiedene Maßnahmen für das eigene Grundstück zu kombinieren und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu bewerten, können Bausanierer, Wasserinstallateure oder Ingenieurbüros zur Entscheidungsfindung hinzugezogen werden. Viele dieser Dienstleister besitzen langjährige Erfahrungen zum Thema objektbezogener Hochwasserschutz und übernehmen die Beratung, Planung und Maßnahmenausführung, um eine individuelle und optimale Lösung vor Ort zu finden.

 

Individuelles Verhalten

·         Niemals bei stark anflutendem Wasser Räume betreten, die geflutet werden können. Durch den Wasserdruck verschließen sich die Türen und lassen sich von innen bei steigendem Wasserspiegel nicht mehr öffnen. Das Wasser könnte zudem unter Strom stehen, sofern elektrische Geräte oder Verteilerkästen geflutet sind. Es drohen Stromschlag und/oder Ertrinken.

 

·         Niemals auf die Straße treten oder in das Auto steigen und losfahren, wenn sich auf der Straße bereits ein kniehoher Wasserstrom befindet. Menschen und Autos werden teilweise weggespült und verkeilen sich zusammen mit Treibgut in Regionen mit hoher Wassertiefe. Es drohen Ertrinken und Tod durch stumpfe Gewalteinwirkung.

 

Was tut die Stadt?

Auch die Stadt Bad Homburg ist gefordert, Gefahren und Schäden durch Starkregen und Hochwasser zu minimieren. Hochwasserschutz ist hierbei eine gemeinschaftliche Aufgabe des gesamten Stadtkonzerns. Bei konkreten Ereignissen helfen der Betriebshof und die Feuerwehr vor Ort, die Stadtverwaltung plant und konkretisiert technische und natürliche Hochwasser-schutzmaßnahmen. So ist die Stadtentwässerung für einen reibungslosen Oberflächenabfluss und den Kanalbau verantwortlich und die Untere Wasserbehörde sowie die Untere Naturschutzbehörde sorgen für die Einhaltung geltender wasser- und artenschutzrechtlicher Belange.

 

Durch die Heilquellenthematik und die Wasserschutzgebiete im Stadtforst existieren besondere Herausforderungen bei der Vereinigung von Wasserschutz, wirtschaftlicher Wassernutzung und Hochwasservorsorge.

 

Im Wesentlichen lassen sich die städtischen Aktivitäten zur Starkregen- und Hochwasservorsorge in vier Bereiche unterteilen:

1. Informationsvorsorge

·         Starkregengefahrenkarten: Geplante Aktualisierung der Karten auf Basis eines neuen digitalen Geländemodells (ab Ende 2025)

·         Frühwarnsysteme: Geplante Erweiterung des Messnetzes (Klimamessstellen) für Echtzeitdaten und Frühwarnungen ab 2026

·         Öffentlichkeitsarbeit: Hochwassermobil, Infoveranstaltungen, Flyer und Zeitungsannoncen zur Sensibilisierung

·         Digitale Werkzeuge: Interne Hochwassersimulationen zur Planungsunterstützung

 

2. Natürlicher Hochwasserschutz

Bereits seit den 1990er-Jahren wurden die innerstädtischen Bachläufe wo möglich renaturiert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verstärkung des Wasserrückhalts im Stadtwald.

Maßnahmen in Umsetzung:

·         Braumannstollen: Erweiterung eines Nasswalds, Pflanzaktion ab Herbst 2025

·         Hammelhansweg: Umleitung und Verteilung von Wasser in Waldflächen

·         Horexkurve: Wegumbau zur besseren Versickerung und Reduktion von Eisbildung

·         Erhöhung der Wege im „Erlenweg“, um Wasserrückhalt zu verbessern

Geplante Maßnahmen:

·         Flohteich/Buschwiesen: Komplexe Retentionsmaßnahme mit Wasserumlenkung zur Entlastung des Heuchelbachs (in Planung)

·         Forellenteich: Integration in Hochwasserschutz durch Pachtvertragsanpassung

 

3. Technischer Hochwasserschutz

·         Neues Rückhaltebecken (Tannenwaldweg): Geplant zur Entlastung des Heuchelbachs

·         Projekt Madesgärten: Geländeabsenkung als Rückhaltefläche (ca. 3.700 m³), Umsetzung ab frühestens 2026

·         Flächenevaluierungen: Weitere Standorte wie Braumannswiesen, Winkelwiesen u. a. in Prüfung auf Rückhaltepotenzial

·         Retention des Regenwassers durch Dachbegrünungen und Zisternenbau

·         Neubau der Kläranlage in Ober-Eschbach

 

4. Objektschutz und Bauvorsorge

·         Altstadtschutz: Planung konkreter Maßnahmen (z. B. Ableitungen, Hochwasserschutz im Schlosspark), Umsetzung bis Ende 2026

·         Tennisplätze Ober-Eschbach: Schutzkonzept in Abstimmung mit Behörden

·         Ober-Erlenbach: Prüfung und Weiterentwicklung bestehender Machbarkeitsstudien unter Berücksichtigung von Natur- und Artenschutz

 

Fazit

Die Stadt Bad Homburg verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der Natur-, Technik- und Vorsorgemaßnahmen verbindet. Viele Projekte befinden sich aktuell in Planung oder Umsetzung. Besonders hervorzuheben sind die großflächigen Maßnahmen im Stadtwald und die konzeptionelle Weiterentwicklung des Hochwasserschutzes in sensiblen Bereichen wie der Altstadt und Ober-Erlenbach.

 

„Das mittel- und langfristige Ziel muss weiterhin eine Kombination aus kommunalen und privaten Vorsorgemaßnahmen sein, da auf diese Weise ein effektiver Hochwasserschutz in Bad Homburg erreicht werden kann“, sagt Bürgermeister Dr. Jedynak.