Bad Homburg v. d. Höhe. Besser spät als nie: Bad Homburg geht ein (Hölderlin-)Licht auf. Im sich seinem Ende zuneigenden Hölderlinjahr zum 250. Geburtsjahr des Dichters Johann Friedrich Hölderlin wartet auf Bad Homburg noch ein echter Höhepunkt. Bereits zwei Mal musste die Lichtkunstinstallation „Wo bist du, Licht!“ des international renommierten Künstlers Philipp Geist aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Nun ist es endlich soweit: Von Donnerstag, 7. Oktober, bis Sonntag, 10. Oktober 2021 (an allen vier Tagen jeweils von 19.30 bis 23 Uhr), verwandelt Philipp Geist die Fassaden des Landgrafenschlosses, den oberen Schlossgarten von der Zeder bis zur Orangerie und den Weißen Turm auf dem oberen Schlosshof in ein großes Licht- und Videokunst-Erlebnis.
„Einen so bedeutenden Künstler wie Philipp Geist in der Stadt zu haben, ist eine große Auszeichnung. Wir dürfen uns auf eine spannende und nicht alltägliche Aktionskunst freuen. Das wird ein wundervoller und würdiger Abschluss unserer zahlreichen Aktionen anlässlich des Hölderlinjahrs“, bringt Oberbürgermeister Alexander Hetjes seine Vorfreude auf diesen außergewöhnlichen Event zum Ausdruck. Bad Homburg nehme mit dem Hölderlinpreis und dem Hölderlin-Zentrum in der Villa Wertheimber ohnehin eine wichtige Rolle im Reigen der Hölderlin-Städte ein, die jetzige Veranstaltung werde diesem Anspruch gerecht. Die vom Stadtmarketing der Stadt Bad Homburg organisierte Veranstaltung wird übrigens durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain unterstützt.
Philipp Geist lässt mit seiner Lichtkunst- und Videoinstallation „Wo bist du, Licht!“ einen poetischen Lichtraum entstehen, der begehbar ist, in den die Besucher eintauchen und Hölderlin auf diese Weise neu entdecken können. Der Künstler arbeitet mit Begriffen und Texten aus dem Werk Hölderlins. Dabei verwandelt er Teile der Schlossfassade, den Weißen Turm, die Orangerie großflächig in ein Licht- und Soundkunst-Erlebnis.
Der illuminierte Lichtraum lässt den Besucherinnen und Besuchern freie Möglichkeiten, die teils abstrakten, teils malerischen und poetischen Bilderwelten zu interpretieren. Geist selbst deutet die Geschichte von Hölderlin künstlerisch frei. Es entsteht ein Zusammenspiel zwischen der konkreten, greifbaren Projektion auf die Architektur, den schemenhaften Projektionen sowie der transparenten, sich verflüchtigenden Projektionsfläche im Nebel. Geist war es vor allem wichtig, Hölderlin-Handschriften, Bad Homburg ist im Besitz etlicher Originale, in deren in seine Arbeit zu integrieren. Für die Installation wird eigens Musik mit eingeflochtenen Textpassagen und Begriffen entwickelt, für die der Berliner Musiker Lukas Taido verantwortlich zeichnet.
Berliner Multimediakünstler
Philipp Geist, 1976 geboren, ist ein international bekannter Berliner Multimediakünstler. Seine Projekte sind gekennzeichnet durch ihre Komplexität in der Integration von Raum, Ton und Bewegtbild. Seine Arbeiten haben einen malerischen, bildkompositorischen Ansatz von Überlagerungen, Strukturen und grafischen Elementen. In den Video-Mapping-Installationen verzichtet er auf Leinwände und verwandelt stattdessen verschiedenste Architekturen im urbanen Raum in bewegte, malerische Lichtskulpturen, die die Wahrnehmung der Betrachter von Zwei- und Dreidimensionalität herausfordern. Unter anderem bespielte er die Christus-Statue in Rio de Janeiro mit Gesichtern von Favela-Bewohnern, den Königspalast in Bangkok zu König Bhumibols 82. Geburtstag (2,5 Millionen Besucher sahen die Show), den Kölner Dom und Gebäude in Venedig, Teheran, Bangladesch, Dakar und vielen weiteren Orten auf der Welt. Bei der Frankfurter „Luminale“ ist er ständiger Gast und Juror. Der Künstler erhielt mehrfach hochrangige Auszeichnungen.
„Wir freuen uns, dass Philipp Geist, das Schloss für diese Kunstaktion ausgewählt hat. Es ist in mehrfacher Hinsicht ein authentischer Ort, denn hier finden sich wichtige Spuren Hölderlins: Er schrieb 1803 das Gedicht „Patmos“ zum 55. Geburtstag des Landgrafen Friedrich V., der den Kleinstaat Hessen-Homburg regierte. Auch Prinzessin Auguste, die in den Dichter des Briefromans ,Hyperion‘ verliebt war, widmete er ein Gedicht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit entstand eines der schönsten lyrischen Werke Hölderlins - ,Die Hälfte des Lebens‘ - am Schlossweiher. Nicht zu vergessen: Über die Vermittlung seines Freundes Isaac von Sinclair erhielt er die Stelle eines Hofbibliothekars“, sagt die Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Kirsten Worms.
Speis und Trank
An allen vier Veranstaltungstagen wartet auf die Besucherinnen und Besucher Eis, Waffeln und Crêpes von Gelato Bella auf, während Apfelkern & Kolibri mit herbstlich-vegetarischen Köstlichkeiten und der Brezelbursch mit seinem Laugengebäck-Korb anzutreffen sind. Alle Speisen und Getränke werden nur TO GO angeboten.
Mit der Installation von Philipp Geist enden die Veranstaltungen zum Hölderlin-Festjahr 2020/21, die trotz Corona-Einschränkungen einiges zu bieten hatten: Kunstinstallation mit Corinna Krebber in der Schlosskirche, Präsentation der original Hölderlin-Handschriften in der Villa Wertheimber, Installationen in Kooperation mit jungen Künstlern der hfg Offenbach, Fachvorträge, Lesungen, Hölderlin-Kino, Installation des neuen Hölderlin-Zentrums in der Villa Wertheimber um nur einige zu nennen.
Der Einlass zur Veranstaltung erfolgt unter Berücksichtigung der 3G-Regelungen von 19 Uhr an ausschließlich über den Schlosseingang an der Herrngasse. Die anderen Zugänge zum Schloss bleiben während der Veranstaltung geschlossen. Der Eintritt ist kostenfrei. Eine Kontaktdatenerhebung der Besucher erfolgt bei Einlass laut der aktuell geltenden Corona-Schutzverordnung vorzugsweise digital mittels LUCA App.
Gut zu wissen
Der deutsche Dichter Johann Friedrich Hölderlin (*1770, gest. 1843) verbrachte zwei mal zwei literarisch wichtige Jahre von 1798 – 1800 und von 1802 - 1804 in (Bad) Homburg vor der Höhe. In dieser Zeit entstanden wichtige Werke wie Hyperion und Patmos aber auch viele Gedichte. Die Stadt Bad Homburg ist Eigentümerin des zweitgrößten Bestands an original Hölderlin-Handschriften, die in Wechselausstellungen im neu geschaffenen Hölderlin-Zentrum in der Villa Wertheimber gezeigt werden. Dort befindet sich auch eine Hölderlin-Bibliothek mit hunderten von Büchern zu dem Dichter und die Hölderlin- Wohnung, die Schriftstellern und Hölderlin-Forschern kostenfrei zur Verfügung steht. Darüber hinaus vergibt die Stadt Bad Homburg zusammen mit der Claire-Janssen-Stiftung jedes Jahr den hochdotierten Friedrich Hölderlin-Preis für ein schriftstellerisches Gesamtwerk deutscher Sprache.
Auf den Spuren Hölderlins in Bad Homburg und Umgebung können Sie auch mit der Stempelpass-App wandeln. Mehr Information unter www.193.109.132.10/hoelderlin.